Es gibt einen Ort in Luxemburg, in dem man als Siebenbürger Sachse trotz aller Sympathie für das schöne Großherzogtum nur sehr ungerne wohnen möchte. Und das nur des Namens wegen. Der Ort heißt nämlich Uerschdref.
Des Siebenbürgisch-Sächsischen Kundige werden das sofort verstehen, andere mögen sich vielleicht wundern. Zur Aufklärung nur soviel: auch die Luxemburger scheinen sich etwas zu genieren, denn auf Hochdeutsch und Französisch (!) nennen sie das Dorf Arsdorf. Zwei für den Sinn des Namens sehr entscheidende Buchstaben, ‚c‘ und ‚h‘, wurden einfach eliminiert!
Nun ist das eingentlich Interessante an diesem Ortsnamen nicht seine unverblümte Direktheit, sondern die Tatsache, dass er auf Luxemburgisch, wie auf Siebenbürgisch-Sächsisch gleich ausgesprochen und geschrieben wird. Als ob nicht 1772 km und 865 Jahre dazwischen lägen! Nicht nur der besagte Körperteil heißt gleich sondern auch die – wie ich bisher glaubte, nirgendwo sonst vorkommende – Bezeichnung für Dorf mit Buchstabenverdreher, kommt genauso vor. Eine ganze Reihe von siebenbürgisch-sächsischen Ortsnamen haben das dref in sich, von Apesdref über Piterschdref und Rechesdref bis Wuandref.
Was lehrt uns das? Unsere Sprache, so, wie wir sie von kleinauf lernten und in unseren Gemeinschaften sprachen, in jedem Dorf ein bisschen anders und dennoch für alle zu verstehen, sie ist ein wahrer Schatz. In ihr stecken jahrhundertealte Tradition und Geschichte, sie verbindet uns. Auch mit den Luxemburgern – nach so langer Zeit.
Siehe auch: Uerschdref auf der luxemburgischen Wikipedia.